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Startschuss für die einheitliche Zertifizierung des Handwerks im Rahmen der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit

Das Gremium für die Berufliche Bildung im Handwerk auf Bundesebene, der Berufsbildungsausschuss des Deutschen Handwerkskammertags (DHKT BBA) hat am 26. April 2023 eine Empfehlung zur einheitlichen Zertifizierung des Handwerks im Rahmen der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit ausgesprochen. Künftig sollten Zertifikate, die von einer deutschen Handwerksorganisation im Rahmen der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit herausgegeben werden durch Zeugniserläuterungen bzw. durch Teilnehmerzertifikatserläuterungen ergänzt werden. Diese Erläuterungen sollen den Absolvent*innen zusätzlich zu ihrem Zeugnis bzw. Teilnahmezertifikat in deutscher Sprache sowie entweder in englischer oder der Sprache des Partnerlandes überreicht werden. Das Zertifikat bzw. Zeugnis, auf welches sich die Erläuterungen beziehen, kann gemeinsam mit einer lokalen Partnerorganisationen ausgegeben werden.

Das deutsche duale Ausbildungssystem und das deutsche Handwerk genießen im Ausland ein hohes Ansehen. Entsprechend groß ist auch das Interesse den „deutschen“ Beitrag in Berufsbildungskooperationen auf Zeugnissen und Zertifikaten kenntlich zu machen. Die Ausgabe deutscher Gesellen- oder Meisterbriefe ist in internationalen Projekten aus rechtlichen Gründen jedoch nicht möglich. Die Ausgabe gemeinsamer Zertifizierungen war daher bereits gängige, allerdings nicht einheitlich geregelte Praxis. Die vom DHKT BBA empfohlenen und dem Handwerk zur Verfügung gestellten Mustervorlagen bieten die Möglichkeit, ein gemeinsames und einheitliches Auftreten des Handwerks auf internationaler Ebene zu realisieren. So kann der Anspruch „Berufsbildung aus einer Hand“ auf handwerklicher Seite erfüllt und Vergleichbarkeit zwischen der Vielzahl an Aktivitäten in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit geschaffen werden.

Die Vorlagen bieten die Möglichkeit ergänzende Informationen zu den jeweils abgeschlossenen Aus-, Fort- oder Weiterbildung zu nennen, die in dieser Form nicht aus dem Zeugnis selbst hervorgehen. Das können beispielsweise Informationen sein zum Umfang der Praxisanteile, dem Profil der beruflichen Handlungsfähigkeit und auch Erläuterungen zur Kooperationsform zwischen der deutschen Handwerksorganisation und der ausländischen Partnerorganisation. Die Erläuterungen ersetzen nicht das ausgehändigte Zeugnis oder Zertifikat, das im Herkunftsland gegebenenfalls staatlich anerkannt ist. Die grundsätzliche Idee ist es ein ergänzendes, mit weiteren Informationen angereichertes Dokument zur Verfügung zu stellen, umso den Beitrag des deutschen Handwerks und den praxisorientieren Anteil kenntlich zu machen. Wichtig ist auch darauf hinzuweisen, dass bewusst keine Angaben zu Unterschieden zu deutschen Referenzberufen bzw. Qualifikationen gemacht werden, um dem Ansehen der beruflichen Bildung im jeweiligen Land nicht zu schaden.

Warum eine einheitliche Zertifizierungspraxis für das Handwerk?

Wie eingangs beschrieben sind die deutsche duale Berufsausbildung und das deutsche Handwerk auf internationaler Ebene sehr renommiert. Entsprechend können gemeinsam mit dem deutschen Handwerk ausgegebenen Zertifizierungen die Wertigkeit der jeweiligen Aus-, Fort- oder Weiterbildung stärken. Für Absolvent*innen solcher Bildungsmaßnahmen und Träger*innen der Zertifikate, kann dies erhöhte oder verbesserte Beschäftigungs-möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt mit sich bringen. Betriebe und Unternehmen können sich auf die hohe Qualität und Kompetenz der zertifizierten Handwerker*innen verlassen. Lokale Partnerorganisation können mit Verweis auf die internationale Zusammenarbeit mit dem deutschen Handwerk in der beruflichen Bildung ebenfalls von den neuen Ansätzen in der Zertifizierung profitieren und Aufmerksamkeit generieren für die entwickelten Aus-, Fort- und Weiterbildungen. Darüber hinaus bietet die einheitliche Zertifizierung die Möglichkeit, die Leistungen und das Werteversprechen des deutschen Handwerks in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit zu dokumentieren und sichtbar zu machen.

Sollten Absolvent*innen aus der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit eine Anerkennung ihres Abschlusses in Deutschland wünschen, so können die Zeugniserläuterungen als zusätzliche Informationen im Rahmen der Gleichwertigkeitsfeststellung vorgelegt werden. Diese ersetzen jedoch nicht das im Herkunftsland staatlich anerkannte Zeugnis. Perspektivisch wird zudem in Betracht gezogen, den Prozess der Gleichwertigkeitsfeststellung für Antragsstellende mit entsprechenden Zeugniserläuterungen zu erleichtern.

Welcher Mehrwert ergibt sich für die einzelnen Handwerksorganisationen?

Insbesondere für Handwerksorganisationen, die internationale Berufsbildungsprojekte umsetzen, hat die einheitliche Zertifizierung einen unmittelbaren Mehrwert. Die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene erfolgt fast ausschließlich in Projekten. Finanzielle und personelle Ressourcen sind in der Mehrheit der Fälle sehr begrenzt. Eine gemeinsame Zertifizierungspraxis und die Nutzung der erstellten Musterdokumente kann den Arbeitsaufwand in den Projekten massiv reduzieren und Verfahrensabläufe erleichtern. Gleichzeitig kann die besondere Wertigkeit der Kooperation unterstrichen, Transparenz gegenüber den Kooperationspartnern im In- und Ausland sowie künftigen Arbeitgeber*innen der Absolvent*innen geschaffen und das internationale Engagement des Handwerks in der beruflichen Bildung dokumentiert werden.

Fallkonstellationen und empfohlenes Vorgehen

Die verschiedenen Zielstellungen internationaler Kooperationen und der vorgeschlagene Umgang im Hinblick auf die Zertifizierung werden in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

Ausblick

Die Vorlagen für die Zeugniserläuterung und die Teilnehmerzertifikaterläuterung stehen allen Handwerksorganisationen zur Verfügung und können ab sofort genutzt werden. Sie wurden mit dem Protokoll des DHKT BBA an alle Mitgliedsorganisationen versendet, können darüber hinaus aber auch im passwortgeschützten Bereich der SCIVET-Webseite unter „SCIVET-Erstellungshilfen“ heruntergeladen werden. Alternativ können sich interessierte Handwerksorganisationen an die SCIVET-Koordinierungsstelle wenden.

Die einheitliche Zertifizierung in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit ist ein großer Schritt nach vorne für das deutsche Handwerk. Sie fördert die Qualität, die Anerkennung und die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit. Mit Spannung erwartet werden daher die ersten Ergebnisse und Rückmeldungen aus dem Handwerk zur Einführung der Erläuterungen. Voraussichtlich im kommenden Jahr werden diese systematisch zusammengetragen, um zu eruieren, ob Anpassungsbedarfe bestehen.

Für weitere Informationen oder Rückfragen steht Ihnen die SCIVET-Koordinierungsstelle zur Verfügung (scivet@zdh.de).

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