International Vocational Education & Training
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Die Grundlage: Duale Berufsausbildung

Grundlage der Berufsbildung ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG), das 2020 novelliert wurde und in dem das Ordnungssystem für eine geregelte Berufsbildung in Deutschland festgelegt ist. Danach wird im Einzelnen unterschieden zwischen den Bereichen Berufsausbildungsvorbereitung, Berufsausbildung, berufliche Fortbildung und berufliche Umschulung (§ 1 BBiG). Für den Bereich des Handwerks, zu dem in Deutschland etwa 130 der rund 340 Berufe gehören, gilt als spezielle Grundlage das „Gesetz zur Ordnung des Handwerks“ (Handwerksordnung – HwO), in dem die wesentlichen berufsbildungspolitischen Inhalte des BBiG – teilweise wortidentisch, teilweise angepasst auf den Wirtschaftsbereich Handwerk – übernommen wurden.

Die Berufsausbildung hat das Ziel, die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang, d.h. einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf, zu vermitteln sowie den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrung zu ermöglichen (§ 1, Absatz 3 BBiG). Die Berufsausbildung vollzieht sich überwiegend im sog. „Dualen System“, d.h. an den beiden Lernorten Betrieb und (Teilzeit-)Berufsschule. Die Bundesregierung erlässt für staatlich anerkannte Ausbildungsberufe entsprechende bundesweit geltende Ausbildungsordnungen, in denen die für die Berufsausübung erforderlichen Mindeststandards festgelegt sind. Da der Impuls zur Schaffung von neuen bzw. zur Modernisierung von bestehenden Ausbildungsberufen stets von der Wirtschaft ausgeht, ist gewährleistet, dass die Ausbildungsregelungen grundsätzlich bedarfsgerecht und aktuell gestaltet sind, um somit die entsprechend in den Betrieben benötigten Fachkräftekompetenzen sicherstellen zu können. Sofern ein Betrieb nicht in der Lage sein sollte, wesentliche Ausbildungsinhalte selbst vermitteln zu können, können gemäß § 5 BBiG bzw. § 26 HwO Teile der Berufsausbildung auch in geeigneten Einrichtungen außerhalb der betrieblichen Ausbildungsstätte in sogenannten überbetrieblichen Ausbildungsstätten bzw. – im Handwerk – im Rahmen überbetrieblicher Lehrlingsunterweisung (ÜLU) vermittelt werden.

Ein Bäckermeister zeigt seinem Lehrling wie Brotteig geknetet wird.
Ausbildung in der Bäckerei Hoffmann. München, DEU, 19.08.2013; Quelle: amh-online.de

Berufliche Bildungswege: Fort- und Weiterbildungen

Die berufliche Fortbildung verfolgt das Ziel, die in der Ausbildung erworbene berufliche Handlungsfähigkeit zu erhalten und anzupassen (Anpassungsfortbildung) oder zu erweitern und den Fachkräften den beruflichen Aufstieg zu ermöglichen ( höherqualifizierende Berufsbildung. Auch hier geht der Impuls zur Regelung von der Wirtschaft aus, wobei der Gesetzgeber zwei Ausprägungsformen kennt: Zum einen bundesstaatlich geregelte Fortbildungen, die bundesweite Gültigkeit haben und vom zuständigen Bundesministerium als Rechtsverordnungen erlassen werden, und zum anderen regional geregelte Fortbildungen, die – sofern der Bund von seinem Regelungsrecht keinen Gebrauch macht – von den zuständigen Stellen, d.h. insbesondere den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern, erlassen werden. Gerade diese zuletzt genannte Form ermöglicht relativ schnelle Antworten auf festgestellte Fortbildungsbedarfe in der jeweiligen Region. In der höherqualifizierenden Berufsbildung gibt es seit 2020 drei einheitlich bezeichnete Fortbildungsstufen: Geprüfter Berufsspezialist, Bachelor Professional und Master Professional. Die Fortbildung zum Handwerksmeister ist der Fortbildungsstufe „Bachelor Professional“ zugeordnet.

Im Unterschied zu diesen gesetzlich geregelten Fortbildungsmöglichkeiten gibt es noch die berufliche Weiterbildung, die einen Oberbegriff darstellt und deshalb auch neben den gesetzlich geregelten Fortbildungen auch gesetzlich nicht geordnete, non-formale Maßnahmen der verschiedenen Weiterbildungsanbieter sowie der Anwenderschulungen diverser Hersteller umfasst. Diese Möglichkeiten erweisen sich als sehr effizient, wenn es darum geht, neue und noch nicht etablierte Innovationen schnell qualifikationsmäßig umzusetzen. Sie sind daher häufig den gesetzlich geregelten (und damit herstellerunspezifischen) Maßnahmen vorgeschaltet.

Zwei Fliese-Platten- und Mosaikleger verlegen eine Fliese.
Fliesen-Platten- und Mosaikleger bei der Arbeit. Quelle: amh-online

Internationale Aufmerksamkeit

Die berufliche Bildung in Deutschland mit ihrem dualen System als tragender Säule trifft international auf große Wertschätzung und Nachfrage So hat die in der Vergangenheit stark auf tertiäre Ausbildungen fokussierende OECD in einer internationalen Vergleichsstudie 2011 die Leistungsfähigkeit des dualen Systems unterstrichen. Und im Nachgang daran gearbeitet, Schlussfolgerungen für andere Länder zu entwickeln, die ebenfalls Schritte hin zu mehr arbeitsplatzbasiertem Lernen in ihren beruflichen Bildungssystemen unternehmen wollen. Das duale Prinzip, der engen Verzahnung von Schule und Wirtschaft führt zu einer hohen Arbeitsmarktrelevanz der Ausbildung. Gründe dafür sind nicht nur die relativ stabile Fachkräfteversorgung durch das duale System auch im Zuge globaler Finanz- und Wirtschaftskrisen, sondern auch die im EU-Vergleich relativ niedrige Jugendarbeitslosigkeit, das hohe Qualifikationsniveau und der insgesamt relativ reibungslose Übergang von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt. Ein weiterer wesentlicher Vorzug des dualen Systems liegt darin, dass die Berufsausbildung sich hinreichend am Bedarf der Unternehmen orientiert und technisch-organisatorische Veränderungen der Arbeitswelt direkt in die Ausbildung einfließen lässt.

Dieser Text basiert auf: Grunwald, Jorg-Günther (2012) : Maßnahmen und Strategien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung in: Weiß, Peter; Rehbold, Rolf Richard (Hrsg.) : BUILD UP SKILLS – Germany. Analyse des nationalen Status Quo

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