International Vocational Education & Training
Mitglieder-Login
Deutsch English
Change to Desktop view

Digital und praxisnah – Kfz-Ausbildung in der E-Mobilität

Von März 2021 bis Februar 2023 hat die Handwerkskammer für Ostthüringen in Gera gemeinsam mit dem schwedischen Partner Amledo & Co. AB und dem dänischen, regionalen Berufsbildungszentrum in Nyköbing/Falster ein Projekt im Rahmen von Erasmus+ umgesetzt. Andreas Jörk von der Handwerkskammer für Osthüringen berichtet im Folgenden von den Erfahrungen in der Umsetzung des Projekts, den Projektergebnissen und dem Mehrwert, den dieses Projekt für die Handwerkskammer für Ostthüringen und die Zielgruppe geboten hat.

Tipps für die Beantragung einer Erasmus+-Förderung

Die sogenannte „Leitaktion 2“ des Europäischen Bildungsprogramms Erasmus+ beinhaltet die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Institutionen. Auf dem Gebiet der beruflichen Bildung sind vor allem die Förderkategorien „Kooperationspartnerschaften“ und die „kleineren Partnerschaften“ für Handwerksorganisationen interessant. Für „Neueinsteiger“ in dieser Projektkategorie eignet sich die Kategorie „kleinere Partnerschaften“. Verfügen Sie als berufliche Bildungseinrichtung bzw. Organisation bereits über ein transnationales Netzwerk von Partnereinrichtungen und eventuell Erfahrungen im Bereich von Mobilitätsprojekten sind „Kooperationspartnerschaften“ zu empfehlen.

Informationen zu Erasmus+ in der Beruflichen Bildung

Im September 2022 fand im Rahmen des monatlichen SCIVET-Erfahrungsaustausches eine Veranstaltung zu „Erasmus+-Partnerschaften in der beruflichen Bildung“ statt, in der von der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NaBiBB) insbesondere die Leitaktion 2 vorgestellt wurde. Im passwortgeschützten Bereich der Projektwebsite können Mitglieder auch die dazugehörigen Besprechungsnotizen abrufen. Darüber hinaus finden Sie auf der Webseite der NaBiBB einen Überblick zu den verschiedenen Erasmus+-Fördermodellen im Bereich der Beruflichen Bildung.

Es ist wichtig im Vorfeld des Projektantrages zu klären, ob man als Organisation die Koordination des Projekts übernimmt oder als Partner im Projekt tätig sein möchte. Die koordinierende Organisation, stellt immer auch den Antrag. In diesem Zusammenhang hat es sich bewährt, die Erfolgsaussichten der Antragstellung unter dem Aspekt des zur Verfügung stehenden finanziellen Budgets im Erasmus+-Programm zu bewerten. Denn in jedem EU-Land stehen unterschiedlich hohe finanzielle Mittel für Erasmus+ zu Verfügung.

Internationale Kooperation und Projektumsetzung in Zeiten der Coronapandemie

Die Europäischen Kommission hat im Jahr 2020 eine zweite Antragsrunde für Erasmus+-Förderungen ermöglicht. Die Veröffentlichung erfolgte über die Nationalen Agenturen in den Erasmus+-Programmländern. Inhaltlicher Schwerpunkt für die Projektanträge war: „Innovative Praktiken im digitalen Zeitalter“.

Der in diesem Projektsegment eher ungewöhnliche zweite Aufruf sowie der vorgegebene thematische Schwerpunkt kann den Begleitumständen während der Coronapandemie zugerechnet werden. Das im Folgenden näher vorgestellte Erasmus+-Kooperationspartnerschaftsprojekts „New digital teaching and training practices in e-vehicle VET“ wurde im Rahmen dieses Aufrufes beantragt und bewilligt.

Die Projektlaufzeit war gemäß der Ausschreibung auf maximal 24 Monate beschränkt. Im Februar 2023 wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Der schwedische Partner Amledo & Co. AB hat das Projekt beantragt und nach erteilter Bewilligung koordiniert. Mit dem schwedischen Partner arbeitet das Mobilitätsberaterteam der Handwerkskammer für Ostthüringen seit 2009 erfolgreich zusammen. In Vorbereitung der Antragstellung gab es bereits erste Abstimmungsgespräche zum Projektthema, den Inhalten und Zielen sowie zu potenziellen Partnereinrichtungen.

Amledo & Co. AB ist u.a. nationaler Konsortialführer und arbeitet erfolgreich mit dem schwedischen Verband für Transportwesen und 24 schwedischen Berufsschulen zusammen. Zwei, der zum Konsortium gehörenden schwedischen Berufsschulen waren als eigenständige Projektpartner beteiligt. Aus Dänemark nahm das regionale Berufsbildungszentrum in Nyköbing/Falster (DK) teil. Dieses Bildungszentrum bietet ein umfassendes Ausbildungsprogramm im Bereich der Fahrzeugtechnik (z.B. Fahrrad, Zweirad, PKW, NKW, Bootsmotoren) an. Auf deutscher Seite waren die Handwerkskammer für Ostthüringen und die Technische Berufsschule Gera eingebunden. Auch die deutschen Projektpartner können auf umfassende Kompetenzen auf dem Gebiet der Kraftfahrzeugausbildung verweisen.

Während er Pandemie standen alle Bildungseinrichtungen vor der Herausforderung Ausbildungs- und Lerninhalte digital und auf Online-Lernplattformen anzubieten. Vor diesem Hintergrund, und dem technologischen Wandel der Antriebstechnik von Kraftfahrzeugen (E-Fahrzeuge) sowie dem Lernverhalten der Generation Z manifestierte sich die Fragestellung:
Welche Lernmaterialien können die berufliche Ausbildung im Bereich der Kfz-Hochvolttechnik sinnvoll ergänzen, sind ausbildungsrelevant, zielgruppen-ansprechend, flexibel einsetzbar, kostengünstig und mit geringem Zeitaufwand selbst zu erstellen?
Die Antwort wurde zum Projekttitel: „Neue digitale Lern- und Ausbildungsmethoden in der Elektrofahrzeugausbildung“.

Während des Projektverlaufes fanden vier physische Partnertreffen und 15 online Meetings statt. Diese Veranstaltungen wurden vom schwedischen Projektkoordinator geleitet. Auf den Tagesordnungen standen maßgeblich die von jedem Projektpartner zu realisierenden Aufgaben. Das waren insbesondere: schriftlichen Zuarbeiten für die zu erstellende Handreichung, für die zu produzierenden Lernvideos inkl. ergänzender Informationen und Fertigstellungstermine. Weiterhin wurden bei den Treffen administrative Aufgaben in Verbindung mit der Projektdokumentation, Öffentlichkeitsarbeit, Budgetverwaltung sowie den erforderlichen Evaluierungen besprochen.

Gemeinsame Entwicklung von digitalen Lern- und Ausbildungsmethoden

Entsprechend der Projektziele wurden zehn digitale Lerneinheiten, einsetzbar für die Ausbildung in der Kraftfahrzeugtechnik – Hochvolt- und Hybridfahrzeuge – entwickelt. Ergänzend hierzu erstellten die Projektbeteiligten eine Handreichung für Ausbildungsfachkräfte der Theorie und Praxis. Darin beschrieben sind pädagogisch-didaktische Aspekte für den Einsatz von digitalen Ausbildungsmaterialen, die Vorstellung moderner Lernkonzepte, Regelungen im Hinblick auf Datenschutz und vor allem praktische Hinweise zur Erstellung von Lernvideos.

Im Ergebnis wurden alle im Antrag definierten Projektziele erreicht. Darunter die Handreichung sowie zehn Lernvideos. Interessierten Personen können diese Materialien öffentlich abrufen:

Mehrwert für die HWK für Ostthüringen sowie für die Zielgruppe der Auszubildenden

Die Beteiligung der Handwerkskammer für Ostthüringen an diversen Erasmus+-Partnerschaftsprojekten ist ein Beitrag zur Internationalisierung in der beruflichen Bildung. Die Verantwortlichkeit für das Projektmanagement von Erasmus+-Projekten liegt beim Mobilitätsberater der Handwerkskammer für Ostthüringen. Es ist ein wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkt innerhalb des nationalen Projektes „Berufsbildung ohne Grenzen“.

Der Mehrwert für die Handwerkskammer für Ostthüringen besteht insbesondere darin, durch die aktive Mitarbeit in Erasmus+-Partnerschaftsprojekten das eigene internationale (europäische) Netzwerk zu erweitern. Im Verlauf von über zehn Jahren hat die Handwerkskammer für Ostthüringen Kontakte zu Partnereinrichtungen in 13 europäischen Ländern aufgebaut.

Ein großes Netzwerk ermöglicht es neben der thematischen Zusammenarbeit auch bilaterale Projekte zu realisieren. Mit vielen der europäischen Projektpartner werden auf dieser Grundlage Entsendung von Auszubildenden zu Lernaufenthalten (Auslandspraktikum) durchgeführt. Dadurch ergibt sich ein unmittelbarer Mehrwert für die Auszubildenden, die ihre internationalen, interkulturellen und sprachlichen Kompetenzen während der Ausbildung stärken können.

Sehr gut angenommen werden auch die von der Handwerkskammer für Ostthüringen organisierten und begleiteten Berufsbildungsreisen für Fachkräfte der beruflichen Bildung. Die teilnehmenden Personen aus der Theorie und Praxis sind wichtige Multiplikatoren für die Arbeit des Mobilitätsberaterteams. Nur in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den regionalen Mitgliedsbetrieben, deren Lehrlinge, jungen Fachkräften und den Ausbildungsverantwortlichen ist es möglich, die angestrebte Steigerung des prozentualen Anteils der Zielgruppen an internationalen Lernaufenthalten kontinuierlich zu steigern.

Andreas Jörk

Mobilitätsberater
Handwerkskammer für Ostthüringen

Bild: Handwerkskammer für Ostthüringen

Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Informationen über Cookies und Ihre Rechte erhalten Sie im Datenschutzhinweis.