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Berufsbildungspartnerschaft in Benin: Über 1.850 Elektriker/innen ausgebildet

Seit 2015 unterhält das Saar-Lor-Lux Umweltzentrum / HWK-Saarland mit den beiden Handwerksorganisationen Confédération Nationale des Artisans du Bénin (CNAB) und der Union des Chambres Interdépartementales de Métiers du Bénin (UCIMB) eine Berufsbildungspartnerschaft (BBP).

Benin liegt knapp über dem Äquator an der Atlantikküste Westafrikas und genießt mehr als 2200 Sonnenstunden jährlich. Dies sind gute Voraussetzungen für die Nutzung von Solarenergie zumal der Staat zunehmend auf diese Energiequelle setzt, um den regional jährlich um ca. 10 Prozent steigenden Strombedarf zu decken. Darüber hinaus wird die Technik zunehmend günstiger, womit sie auch für den erstarkenden beninischen Mittelstand zu einer erschwinglichen Stromquelle wird. Da verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen in Benin steigt und sich rund um diese Technik ein dynamischer Wirtschafssektor entwickelt. Im Jahr 2015 wurde daher von den nationalen Handwerkskammern Confédération Nationale des Artisans du Bénin (CNAB) und Union des Chambres Interdépartementales de Métiers du Bénin (UCIMB) der Bedarf an beruflicher Fortbildung als Voraussetzung für den Ausbau der Solarenergie erkannt: Viele Handwerker konnten aufgrund fehlenden technischen Fachwissens die große Nachfrage nach Installations- und Wartungsleistungen nicht befriedigen. Dementsprechend hoch war und ist die Nachfrage der Handwerker nach praktischer und theoretischer Weiterbildung bezüglich Photovoltaik. Hier setzt die 2015 gestartete Berufsbildungspartnerschaft (BBP), „Partenariat pour la Formation Professionnelle en Energies Renouvelables au Bénin“ (kurz: PFPERB) mit seinen Fortbildungsmaßnahmen an. In diesem Projekt arbeiten das Saar-Lor-Lux Umweltzentrums gGmbH und die beiden beninischen Handwerkerorganisationen CNAB und UCIMB zusammen, um die Handwerkerfortbildung im Bereich Erneuerbare Energien / Photovoltaik in Benin zu verbessern. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die sequa gefördert. Die aktuelle Förderzusage läuft mit dem Ende der zweiten Phase (Ende 2020) aus.

Inzwischen wurde landesweit ein regionales Ausbildernetzwerk aufgebaut, das die personelle Infrastruktur für dezentral stattfindende Handwerkerfortbildungen in allen Departements bietet. So wurden u.a. von den regionalen Ausbildern des PFPERB in 27 Kommunen (von insgesamt 77 Kommunen Benins) mehrtägige Fortbildungsveranstaltungen abgehalten, an denen in der Phase I (2015-2017) insgesamt 1175 Elektriker/innen in allen 12 Departements an die Photovoltaik-Technik herangeführt und unterwiesen wurden. In Phase II (2018-2020) wurden die zuvor entwickelten Fortbildungen in drei staatlich akkreditierten Modulen (25 Tage) angeboten und auch Fortbildungen gemeinsam mit dem Handwerksministerium organisiert. Hieran nahmen bislang 687 Handwerker/innen teil. Insgesamt erreichte das Projekt in seinen beiden Projektphasen damit über 1850 Handwerker/innen.

Praktische Ausbildung in Parakou im Oktober 2018 Photo: PFPERB/UWZ

Die BBP kann inzwischen auf nachhaltige Wirkungen verweisen, die auch von der beninischen Regierung beachtet und positiv bewertet werden. In Phase I der BBP wurden vom PFPERB drei Fortbildungsmodule entwickelt, die sich an den Kriterien orientieren, die die Westafrikanische Wirtschaftsunion für PV-Installateure festgelegt hat. Die aufeinander aufbauenden Module wurden Ende 2018 vom zuständigen Ministerium für Berufsbildung offiziell anerkannt und sind von diesem landesweit für die Handwerkerfortbildung freigegeben.

Die Teilnehmer erhalten so bei erfolgreichem Abschluss der jeweiligen Module ein vom Berufsbildungsministerium mitunterzeichnetes Zertifikat, das von den Handwerkern als ein Qualitätssiegel für fachlich gute Dienstleistungen gelten kann. Obwohl die Teilnehmer mittlerweile einen finanziellen Beitrag für die Fortbildung zu zahlen haben, sind die Veranstaltungen stark nachgefragt. Ziel der BBP ist es, dass bis zum Ende der Phase II (2020) diese Handwerkerfortbildung autonom und selbstständig von sechs Fortbildungseinrichtungen in Benin angeboten wird.

Fachmesse Solarworld Photo: PFPERB / UWZ
Fachmesse Solarworld Photo: PFPERB / UWZ

Ein Highlight der Projektarbeit war die vom PFPERB initiierte Solarfachmesse, die 2017 als erste Messe zu diesem Thema in Benin stattfand und seitdem jährlich organsiert wurde. Sie richtete sich an Handwerker und Konsumenten, die zu Tausenden die Gelegenheit nutzten, sich über die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten der Solarenergie zu informieren. Die Messe wurde 2018 prominent durch den beninischen Energieminister unterstützt, der die Schirmherrschaft hierfür übernahm und die Fachmesse persönlich eröffnete.

Praktische Gruppenarbeit während einer Fortbildung Photo: PFPERB / UWZ

Die staatlichen Beschränkungen während der ersten Phase der Corona-Pandemie beeinträchtigten im Frühjahr 2020 die Projektarbeit über mehrere Wochen. Vor allem die Fortbildungen in den dezentralen Berufsbildungszentren konnten für längere Zeit nicht stattfinden. Schulen und Berufsbildungseinrichtungen waren geschlossen. Eine Trennung des nördlichen vom südlichen Landesteils Benins machte Fahrten zu den meisten Fortbildungseinrichtungen, mit denen das Projekt arbeitet unmöglich.

Photo: PFPERB / UWZ

Da nicht vorhersehbar war, wie lange die Beschränkungen anhalten würden, war eine alternative Aktivitätenplanung immer nur kurzfristig möglich. Die Zeit wurde genutzt, um ein weiteres Fortbildungszentrum mit dem für die Fortbildung notwendigem didaktischen Material auszustatten, das Materiallager zu ordnen und Hygienemaßnahmen für die Fortbildungen zu entwickeln.

Nach etwa zwei Monaten wurden die restriktiven Maßnahmen der Regierung schrittweise gelockert und die Fortbildungsaktivitäten unter Respektierung der Hygiene- und Abstandsregeln langsam wieder aufgenommen. Mittlerweile laufen die Projektaktivitäten unter den gegebenen Umständen wieder weitestgehend normal. Das Interesse der Handwerker ist wieder spürbar gestiegen und die Nachfrage seitens der Handwerker und der Partner-BBZ nach einer Ausweitung der Fortbildungen wird an das Projekt herangetragen. So könnte die Zahl der Partner-BBZ in 2021 von sechs auf elf erhöht werden, damit möglichst landesweit die Fortbildungen für die Elektriker erreichbar sind.

Die Partner der BBP planen eine Verlängerung und / oder eine Kurzmaßnahme, um den Stillstand aufgrund der Corona-Pandemie aufzuholen und einen weiteren Zyklus der Fortbildungsaktivitäten anzubieten.

Photo: PFPERB / UWZ

Die deutsche EZ wird sich in den nächsten Jahren zudem verstärkt um die Förderung der Berufsbildung in Benin bemühen, was für eine Absicherung der Nachhaltigkeit der bisherigen Ergebnisse von Bedeutung ist. Zurzeit ist die laufende BBP die einzige deutsch-beninische EZ-Maßnahme, die sich um die Fortbildung von Handwerkern in Benin bemüht. Die staatliche Reform des Handwerkssektors legt einen Schwerpunkt auf die Berufsbildung der Handwerker und hat u.a. zur Neugründung einer nationalen Handwerkskammer, der CMA-Bénin, geführt, die laut ihrem Präsidenten von einer Kammer- und Verbandspartnerschaft (KVP) zum jetzigen Zeitpunkt hervorragend profitieren könnte.

Photo: PFPERB / UWZ
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