Südafrika erlebt im Zuge der Corona-Pandemie einen langen und sehr strengen Lock-Down. Welche Auswirkungen – hinsichtlich der Einschränkungen im Rahmen der Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung – gibt es auf das Projekt? Wie gehen Sie damit um?
Der Lockdown in Südafrika hat extrem negative Auswirkungen auf die Wirtschaft in Südafrika. Das Land hatte auch schon vor Corona mit einer hohen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. In der informellen Wirtschaft kann ein wochenlanger Lockdown heißen, dass die Leute kein Einkommen mehr zum Überleben haben. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in Südafrika also noch deutlich intensiver spürbar als in Deutschland.
Auch das uMfolozi-College war natürlich vom Lockdown betroffen. Aktuell agiert es im reduzierten Betrieb. Da sich die Colleges in Südafrika zu einem großen Teil selbst finanzieren müssen, sind die finanziellen Auswirkungen nicht unerheblich und eine große Aufgabe besteht darin, die zukünftige Absicherung des Colleges zu gewährleisten. Durch die desolate wirtschaftliche Situation ist die Befürchtung, dass die Unternehmen vor Ort ihre Prioritäten woanders setzen als in die betriebliche Ausbildung.
Es gibt derzeit weder Kurzzeiteinsätze von deutschen Fachkräften in Südafrika, noch werden südafrikanische Fachkräfte in Deutschland geschult und es gibt aktuell auch keine Delegationsreisen. Durch digitale Trainings haben wir diese Ausfälle zum Teil kompensiert. Im rein handwerklich-praktischen Bereich sind solche Maßnahmen aber oft schwierig bis nicht voll umsetzbar.
Wie könnte sich das aktuelle Projekt weiterentwickeln und wie könnte die Zusammenarbeit zukünftig gestaltet werden?
Wir möchten dazu beitragen, dass die aufgebauten Strukturen nachhaltig und langfristig verstetigt werden. Durch gezielte Anschlussmaßnahmen und Kooperationsmöglichkeiten kann die deutsche Entwicklungspolitik uns hierbei gezielt unterstützen. Gerne würden wir durch die Zusammenarbeit mit unseren bisherigen und neuen Partnern weiterhin einen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit des BMZ leisten und dazu beitragen, die guten Ansätze des Projektes in Südafrika weiter zu verbreiten. Anknüpfungspunkte gibt es dazu auch in unserer engen Kooperation mit der GIZ und den südafrikanischen Verbänden.
Welche Interessen hat die KH Steinfurt Warendorf an dieser Zusammenarbeit? Welchen Nutzen ziehen Sie daraus?
Mit unseren internationalen Projekten übernehmen wir globale Verantwortung und tragen dadurch auch zu einer Attraktivitätssteigerung des Handwerks in unserer Region bei. Die KH wird in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen und der Aufbau guter Netzwerke zu Politik, Verbänden und Behörden wird durch internationale Partnerschaften gefördert.
Dank der internationalen Projekte können wir außerdem Fachkräften und Auszubildenden aus unserer Region oder unserem Hause die Möglichkeit geben, internationale Erfahrungen in Form von Experteneinsätzen oder Praktika zu sammeln.
Wir sehen uns als Teil einer Partnerschaft, in der beide Seiten voneinander lernen und profitieren. Wir sind keine klassische Einrichtung der Entwicklungszusammenarbeit, sondern eine Organisation, die hinsichtlich Struktur, Zielen und Aufgaben ähnlich ausgerichtet ist wie unsere Partnerorganisationen. Oder konkret gesprochen: Wir sind Bildungs- und Serviceanbieter für das Handwerk, ebenso wie die Ausbildungseinrichtungen und Verbände, mit denen wir in den Partnerländern kooperieren. Dieser Ansatz wird von unseren Partnern sehr geschätzt.
Unsere positiven Erfahrungen in Südafrika waren die Grundlage für den Aufbau weiterer Partnerschaftsprojekte. So koordinieren wir mittlerweile unter anderem auch eine weitere Berufsbildungspartnerschaft in Mosambik und ein gemeinsames Projekt mit der GIZ zur Qualifizierung im Handwerk in Jordanien. Ohne das große persönliche Engagement unserer Geschäftsführung und den Rückhalt bei unseren Mitgliedsbetrieben sowie bei den Kolleginnen und Kollegen, wären diese guten Ergebnisse im Bereich Internationale Projekte der KH nicht möglich gewesen.