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Hans-Peter Schmidt, Leiter der Abteilung Berufsbildung der Handwerkskammer zu Leipzig (HWK Leipzig), erläutert die Erfahrungen im Projekt “Modernisierung der Berufsausbildung” in Vietnam. Er stellt dar, wie sich die Zusammenarbeit gestaltet hat und wie sich daraus Chancen für Folgeprojekte eröffnet haben.

 

Wie sind Sie mit Vietnam über das berufliche Bildungssystem ins Gespräch gekom­men? Wie ist das Projekt entstanden und welche Ziele verfolgt es?

Seit 2015 finanziert die vietnamesische Regierung ein Projekt, bei dem 22 neue duale Ausbil­dungsberufe nach deutschem Vorbild geschaffen wurden. Dafür wurde ein Konsortium deut­scher Kammern und Unternehmen gebildet, die diese Berufsausbildung an 45 Berufsbildungsstätten etablieren soll. Für das Projekt wurden vietnamesische Berufsschullehrer für eine Dauer von fünf Monaten nach Deutschland entsandt. Geschult wurden sie in berufspädagogischen und fachtheoretischen Grundlagen, außerdem konnten sie ihre handwerklichen Fertigkeiten ausbauen. Alle 264 Lehrer haben die Ausbildereignungsausbildung mit der Ausbildereignungsprüfung erfolgreich abgeschlossen und bilden nun an den Partnerschulen u. a. Tischler, Metallbauer, Werkzeugmacher und Feinwerkmechaniker aus. Ein weiteres Ziel der vietnamesischen Regierung ist die Aufwertung der Berufsausbildung. Dies soll erreicht werden, indem man die Ausbildung so gestaltet, dass die  Fachkräfte danach  auch im Ausland arbeiten können. Dafür werden bereits in der Ausbildung Sprachlehrgänge für Deutsch auf A2-Niveau angeboten.

 

Welche Bedeutung hat das Handwerk in Vietnam?

In Vietnam gibt es sehr viele kleine und mittelständische Betriebe sowie auch deutsche Unternehmen, die gut ausgebildete Fachkräfte vor Ort suchen. Das Land erlebt derzeit einen wirtschaftlichen Aufschwung, kann aber die Nachfrage nach Fachkräften im Handwerk aktuell weder qualitativ noch quantitativ decken. Das ist darauf zurückzuführen, dass Berufs­ausbildung in Vietnam wenig Strahlkraft und insgesamt eine geringe Bedeutung hat. Die meisten Jugendlichen münden in eine akademische Ausbildung ein. Leistungsschwächere gehen nach der Schule oft direkt ohne Ausbildung arbeiten und eignen sich die Tätigkeiten informell in der Praxis an. Um Fach­kräfte für das eigene Land besser zu qualifizieren und die Jugendarbeitslosigkeit zu verrin­gern, hat die vietnamesische Regierung beschlossen, die duale Berufsausbildung einzuführen.

 

Die Qualitätsstandards der internationalen Berufsbildung im Handwerk sind sehr hoch.
Wie gelingt die Umsetzung/Anpassung im Spannungsfeld deutscher Qualitäts­standards und lokaler Rahmenbedingungen? Wie gehen Sie dabei vor und wo liegen die größten Hürden?

Einerseits ist es schwierig, einen hohen Praxisanteil der dualen Ausbildung zu ermöglichen: die Berufsschülerinnen und –schüler in Vietnam haben lediglich einen Anteil von 10-15 Prozent der Ausbildung im Betrieb. Der größte Teil der praktischen Fertigkeiten wird in Lehrwerk­stätten an den Berufsschulen erlernt.

Die sprachlichen Hürden sind natürlich ebenfalls eine Herausforderung. Wir arbeiten hier mit Dolmetschern zusammen, die für die deutschen und vietnamesischen Experten übersetzen. Entscheidend hierbei ist, dass die Übersetzer ein technisches Verständnis haben, um den Anforderungen an die Fachsprache der Berufe gerecht zu werden.

 

Welche Interessen hat Ihre HWK an dieser Zusammenarbeit? Welchen Nutzen ziehen Sie da heraus?

Für die Mitgliedsbetriebe in Deutschland spielt insbesondere die Möglichkeit der Fachkräftesicherung bzw. -einwanderung eine zentrale Rolle. Vietnamesische Fachkräfte sind sehr willkommen. Die Absolventen der in Vietnam staatlich anerkannten Berufe können in Deutschland ein Anerkennungsverfahren durchlaufen. Da die Ausbildungsordnungen nach deutschem Vorbild entwickelt wurden, wird voraussichtlich keine Anpassungsqualifizierung notwendig werden. Somit können wir als Kammer mit diesem Projekt auch einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung hierzulande leisten.

Da der Erfolg in der Fachkräftesicherung jedoch nicht quantifizierbar ist und sich erst langfristig einstellt, ist für uns wichtig, dass der Projektteil der HWK Leipzig zu 100 Prozent von der vietnamesischen Regierung finanziert wird. Wir arbeiten hier somit  kostendeckend.

 

Welche Erfahrungen haben Sie im Projekt mit den SCIVET-Instrumenten gemacht?

Das SCIVET-Handbuch ist ein sehr guter Leitfaden, der aktiv im Projekt genutzt wird. Mit Hilfe der SCIVET-Instrumente können wir jederzeit einen Abgleich von Soll- und Ist-Zustand vornehmen.

 

Wie könnte sich das aktuelle Projekt weiterentwickeln und wie könnte die Zu­sammenarbeit zukünftig gestaltet werden?

Für die nächsten Jahre haben wir bereits konkrete Pläne: Zu Ausbildungsbeginn im Oktober 2019 hat das Konsortium an jede Schule einen ihrer Experten geschickt, der den Ausbildungsprozess vor Ort begleitet. Darüber hinaus pflegen wir einen ständigen Austausch mit unseren Partnern über das Internet.

Zudem hat uns die vietnamesische Regierung beauf­tragt, parallel zur Ausbildung ein adäquates Prüfungssystem ähnlich dem deutschen aufzu­bauen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Über das vietnamesische Bildungsministerium wird ein Berufsbildungsausschuss berufen, der dann die Prüfungsausschüsse installiert. In jeden dieser Ausschüsse wird ein erfahrener deutscher Prüfer mitberufen.

 

Was sind bisher die wichtigsten Ergebnisse des Projekts?

Im Zusammenwirken aller Akteure ist es uns gelungen, 22 ausgewählte in Vietnam staatlich anerkannte duale Ausbildungsberufe zu schaffen und die Weiterbildung der Berufsschullehrer mit anschließender Ausbildereignungsprüfung durchzuführen. Seit Herbst 2019 werden basierend auf unserer Arbeit 2500 Ju­gendliche in 66 Berufsschulklassen ausgebildet.

Es ist wichtig, dass die Bedeutung der Durchführung der berufspraktischen Ausbildung im Unternehmen noch einmal mehr herausgestellt wird. Um die Azubis zielgerichtet in der betrieblichen Praxis zu unterstützen, werden sie von Berufsschullehrern im Betrieb be­gleitet.

 

Wie offen steht Ihre Kammer ähnlich gelagerten Projekten gegenüber?

Mit dem Projekt in Vietnam haben wir eine außerordentlich positive Erfahrung gemacht. Die Laufzeit des aktuellen Projektes ist nunmehr bis 2024 geplant, so dass die Ausbildung einmal komplett durchlaufen und anschließend auch evaluiert werden kann. Die vietnamesische Re­gierung hat bereits jetzt signalisiert, das Projekt weiterführen und weitere Berufe implemen­tieren zu wollen. Darüber hinaus haben wir in langjähriger Zusammenarbeit mit der Mongolei und Russland sehr gute Erfahrungen gemacht.

Wir sind für weitere Projekte sehr aufgeschlossen. Voraussetzung ist, dass in unserer Kammer die notwendi­gen Kapazitäten vorhanden sind und wir kostendeckend arbeiten können.

Hans-Peter Schmidt
Leiter der Abteilung Berufsbildung
der Handwerkskammer zu Leipzig
© www.foto-zentrum-leipzig.de

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